04.09.09 14:28 Alter: 15 Monat(e)

Wer regelt den Datenverkehr im Web?

Die Kommission ruft zu internationalen Gesprächen über die Verwaltung des Internet auf.

Im Laufe der letzten 40 Jahre hat sich das Internet von einem amerikanischen Regierungsprojekt zu einer globalen Kommunikationsplattform entwickelt. Die Verwaltung der Datenströme obliegt jedoch einer einzigen Organisation – der in Kalifornien angesiedelten ICANN.

ICANN steht für „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“ (zentrale Vergabestelle für Internetnamen und -adressen) und ist eine gemeinnützige Organisation, die das Routing- und Adressensystem im Cyberspace beaufsichtigt. Die 1998 gegründete ICANN ist vertraglich an die US-Regierung gebunden und dieser letztendlich rechenschaftspflichtig, obwohl sie eine private Einrichtung mit internationalen Vorstandsmitgliedern ist.

Die Kommission hat wiederholt gefordert, dass die Internetaufsicht verstärkt auf internationaler Ebene geregelt werden müsse, da die Macht über einen derartig entscheidenden Bereich der Weltwirtschaft nicht in Händen eines einzigen Landes liegen dürfe. Im September läuft der Vertrag zwischen der ICANN und der US-Regierung aus – Anlass für die Kommission, ihre Forderung zu erneuern.

Die ICANN nähere sich „einem historischen Punkt“, sagte Viviane Reding, EU-Kommissarin für die Informationsgesellschaft. Die Frage sei, ob sie eine „in jeder Hinsicht unabhängige Organisation werden wird, die der globalen Internet-Gemeinschaft gegenüber verantwortlich zeichnet“. Meinungsverschiedenheiten bestehen u.hinsichtlich der Kontrolle länderspezifischer Domainnamen wie „.uk“, „.fr“ und „.eu“.

In ihrer Mitteilung „Verwaltung des Internet: Die nächsten Schritte“ schlägt die Kommission vor, dass ICANN von privaten Stellen „auf Grundlage von von öffentlichen Behörden vereinbarten Grundsätzen verwaltet werden sollte, d.h. ohne Einmischung der Regierungen in das Tagesgeschäft“. Dies sei insofern von besonderer Bedeutung, als die nächste Milliarde Internetnutzer hauptsächlich aus den Entwicklungsländern kommen werde.

Die Angelegenheit ist von zunehmender Dringlichkeit, da die ICANN beabsichtigt, die Anzahl und Arten verfügbarer Internetadressen auszuweiten. Mit 1,5 Milliarden Internetnutzern täglich – 300 Millionen davon allein in der EU – steht die ICANN unter Druck, der Nachfrage nach immer mehr Domainendungen wie „.com“, „.org“ und „.net“ nachkommen zu müssen. Auch wächst die Nachfrage nach Adressen in anderen Sprachen als Englisch.

Vor allem geht es aber auch um Sicherheit im Netz. So wurden estnische Websites während diplomatischer Verstimmungen mit Russland im Mai 2007 massiv von Hackern attackiert. Hier beabsichtigt die ICANN, ein System einzuführen, das die Authentizität von Webinhalten eindeutig nachweisen kann.


 

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