24.07.09 13:43 Alter: 15 Monat(e)

Stellen Sie sich vor: Ein Leben ohne Verkehrsstaus

Das CityMobil-Projekt befasst sich gleich mit zwei Problemen europäischer Städte: Staus und Umweltverschmutzung. Es entwickelt hierfür innovative automatisierte Systeme für den öffentlichen Nahverkehr, mit denen die Fahrgäste nicht nur genau dorthin gelangen können, wohin sie wollen, sondern auch wann sie wollen.

In vielen europäischen Städten sind Staus und verstopfte Straßen ein alltägliches Problem. Daher wurden bereits in zahlreichen Orten Notfallpläne eingerichtet, die dann greifen, wenn ein bestimmter Luftverschmutzungsgrad erreicht ist. Andere Städte wiederum haben Staugebühren eingeführt, um die Fahrer aktiv davon abzuhalten, ins Stadtzentrum zu fahren. Zu den 26 Projektpartnern aus zehn Ländern, einschließlich sieben EU-Mitgliedstaaten, gehören Behörden, Hersteller und Zulieferer von Transportsystemen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und öffentliche Nahverkehrsbetriebe.

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Hindernisse für automatisierten Verkehr aus dem Weg räumen

Automatisierte Transportsysteme mit umweltfreundlichen Fahrzeugen bieten eine Reihe von Vorteilen, wie beispielsweise weniger Staus durch einen verbesserten Verkehrsfluss. Weil Fahrerfehler ausge- schlossen werden, erhöhen die Systeme zusätzlich noch die Verkehrssicherheit. Da sie keinen Führerschein erfordern, kann sie jeder benutzen, etwa körperbehinderte und ältere Menschen. Autonome Fahrzeuge können, wenn sie nicht gebraucht werden, problemlos zu weiter entfernten Parkplätzen bewegt werden. So können städtische Flächen freigegeben werden, die andernfalls nur zum Parken verwendet werden würden.

Bevor jedoch der Traum des automatisierten Transports Wirklichkeit werden kann, müssen zahlreiche Hindernisse überwunden werden. Laut geltendem Recht ist beispielsweise der Fahrer stets für sein Fahrzeug verantwortlich. Wenn es allerdings keinen Fahrer gibt, ist die Frage der Haftung unklar. Und während die Hersteller normaler Fahrzeuge ein klares Mindestmaß an Sicherheitsstandards erfüllen müssen, gibt es gegenwärtig noch keine offiziellen Sicherheitsnormen für automatisierte Systeme. Diese Normen werden jedoch dringend benötigt, wenn die Öffentlichkeit den neuen Systemen vertrauen soll.

Eines der Ziele von CityMobil besteht darin, diese Hindernisse zu identifizieren und zu beseitigen, damit die Umsetzung automatisierter Transportsysteme möglich wird.

Im Mittelpunkt des Projekts stehen drei Pilotdemonstrationen in großen Städten in Spanien, Italien und Großbritannien. Diese Demonstrationen helfen den teilnehmenden Städten dabei, die wirtschaftliche Machbarkeit eines automatisierten Systems zu bewerten. Außerdem erhalten die Behörden einen vollständigen Überblick über operationelle Fragen bei der Integration eines automatisierten Systems in die bereits vorhandenen öffentlichen Nahverkehrssysteme. Die Reaktionen der Benutzer auf den automatisierten Transport müssen ebenfalls ausgewertet werden, um die Systeme benutzerfreundlicher zu gestalten und sicherzustellen, dass sie die Umwelt- und Sicherheitsanforderungen der Stadt und ihrer Einwohner erfüllen.

Bald auch in Ihrer Nähe.

In der spanischen Provinz Castellón fahren Hightech-Busse auf zwei Strecken von mehr als 40 km Länge. Je nach Straßenumgebung können sie entweder automatisch oder manuell gesteuert werden. Im automatischen Modus werden zahlreiche Fahraufgaben vom automatisierten System übernommen, dennoch behält der Fahrer stets die Kontrolle über das Fahrzeug. Die Fahrzeuge fahren hauptsächlich auf einer dafür reservierten Plattform. Auf bestimmten Straßenabschnitten müssen sie jedoch auch die normale Straßeninfrastruktur mit benutzen.

In der italienischen Hauptstadt Rom wird eine Flotte vollautomatischer, unbemannter Cybercars die Besucher des neuen Ausstellungszentrums vom Parkplatz zum Ausstellungsgelände befördern. Das System basiert auf einem Abrufdienst und die Fahrzeugreservierung ist in die Parkplatzverwaltung integriert. Jedes Mal, wenn ein Auto auf den Parkplatz fährt, erhält der Fahrer eine Parknummer, die angibt, wo er sein Auto abstellen muss. Ein automatisiertes Fahrzeug wartet dann an der Haltestelle, die dem zugewiesenen Parkplatz am nächsten gelegen ist, auf die Insassen. Da das Fahrzeug mit Strom betrieben wird, kann so die Luftverschmutzung in dieser Gegend verringert werden.

Das weltweit erste Personal Rapid Transit-System (PRT) wird derzeit am neuen Terminal 5 des Flughafens Heathrow in London, Großbritannien, getestet. In der ersten Phase des Projekts wurden 18 Taxis eingesetzt, die die Fluggäste auf speziellen Führungsbahnen vom Parkplatz zum Terminal bringen. Jedes Taxi kann bis zu vier Personen mit Gepäck befördern. Das System ist benutzerfreundlich, zuverlässig und schnell. Außerdem bietet es einen Punkt-zu-Punkt-Service ohne Wartezeiten. Die strombetriebenen Niedrigenergiefahrzeuge besitzen darüber hinaus auch einen 50 % höheren Wirkungsgrad als herkömmliche Busse, die sonst auf derartigen Strecken eingesetzt werden. Tests haben gezeigt, dass die Fahrzeuge bei Zusammenstößen sicher sind und sich auch von Trümmern auf der Strecke nicht aus der Bahn werfen lassen. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen sein wird, wird das System auf ganz Heathrow sowie auf weitere Flughäfen ausgedehnt und mit dem öffentlichen Nahverkehrssystem verbunden.

Städte stehen Schlange

Neben den wichtigsten Pilotdemonstrationsstandorten in Castellón, Rom und Heathrow laufen kleinere Demonstrationsprojekte auch in anderen Städten, wie Uppsala (Schweden) und Lausanne (Schweiz). Diese Städte haben bereits großes Interesse am Einsatz automatisierter Systeme gezeigt, wollen jedoch vor der vollen Umsetzung erst ein Pilotprojekt durchführen.

CityMobil organisiert auch mehrwöchige Präsentationsveranstaltungen in zahlreichen anderen Städten, die den Einsatz automatisierter Transportsysteme in Erwägung ziehen. Daventry (UK), Hyvinkää (Finnland), Genua (Italien) und La Rochelle (Frankreich) nehmen bereits daran teil.

Die Präsentationen unterstützen die örtlichen Behörden bei ihrer Entscheidungsfindung über automatisierten Transport, und die allgemeine Öffentlichkeit hat die Möglichkeit, fahrerlose Fahrzeuge auf einer Teststrecke auszuprobieren.

In anderen europäischen Städten führt CityMobil theoretische Studien durch, mit denen untersucht werden soll, wie sich mit automatisierten Transportsystemen die Nahverkehrsnetze verbessern lassen. Durch seine Aktivitäten belegt CityMobil die technische Machbarkeit automatisierter Transportsysteme und beseitigt effizient bürokratische und operationelle Hürden für deren umfassenderen Einsatz. Außerdem hat es bereits dazu beigetragen, dass automatisierte Transportsysteme von der Öffentlichkeit stärker akzeptiert werden. In der Zwischenzeit konnten bereits mehrere Städte anhand der Projektergebnisse die besten automatisierten Lösungen für ihre Verkehrsprobleme ermitteln.


 

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