24.07.09 10:32 Alter: 15 Monat(e)

Kommission verstärkt ihre Maßnahmen gegen Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen

Die Europäische Kommission hat heute konkrete Vorschläge zur Bekämpfung von Alzheimer, Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen verabschiedet. Diese gemeinsamen Herausforderungen für die Gesundheits- und Sozialsysteme in Europa erfordern koordinierte Maßnahmen, um effiziente Vorsorge-, Diagnose-, Behandlungs- und Pflegeangebote für die Betroffenen gewährleisten zu können. Ferner werden die europäischen Länder aufgefordert, ihre Ressourcen zu bündeln und ihre Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet neurodegenerativer Erkrankungen – insbesondere bei Alzheimer – besser zu koordinieren und zu diesem Zwecke ihre Forschungsinvestitionen zum ersten Mal gemeinsam zu planen. Derzeit leiden über sieben Millionen Bürgerinnen und Bürger in Europa an Alzheimer und ähnlichen Erkrankungen, und diese Zahl wird sich voraussichtlich in den kommenden 20 Jahren sogar noch verdoppeln. Es ist entscheidend, auf diesem Gebiet jetzt zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu investieren, um die Kosten dieser Erkrankungen für die Gesellschaft zu beherrschen und den Millionen Betroffenen und ihren Familien Hoffnung und Würde zu geben und ihnen ein gesünderes Leben zu ermöglichen. Die heute beschlossenen Maßnahmen sind wichtige neue Schritte sowohl für die Kampagne „Europa für Patienten“ der Kommission als auch für das neue Konzept einer gemeinsamen Programmplanung in der Forschung.

Dazu EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou: „Der Verlust geistiger Fähigkeiten durch Demenz ist mehr als nur eine normale Begleiterscheinung des Alterns. Und da die europäische Bevölkerung insgesamt altert, müssen wir zusammenarbeiten, um diese Phänomene besser zu verstehen und zu bekämpfen. Wir müssen den Demenzkranken unsere Solidarität zeigen, indem wir bewährte Praktiken bei der Pflege austauschen und die Patienten mit ihren Rechten und in ihrer Würde respektieren.

EU-Wissenschafts- und Forschungskommissar Janez Potočnik ergänzte: „Wir wollen die Forschung unterstützen , damit sie eine größere Rolle bei der Bekämpfung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Alzheimer und ähnlicher Erkrankungen spielen kann. Die Kommission kann bereits eine Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung europäischer Forschungsprojekte mit Beteiligung der besten Wissenschaftler auf diesem Gebiet vorweisen. Aber wenn die Mitgliedstaaten jetzt damit beginnen, ihre nationalen Programme auf der Grundlage einer gemeinsamen Agenda zu koordinieren, sind wir schon einen großen Schritt weiter. In der Empfehlung zu einer gemeinsamen Programmplanung im Bereich der Forschung, die wir heute vorschlagen, fordern wir die Mitgliedstaaten auf, sich auf ein pragmatisches Vorgehen zur Bündelung von Ressourcen und Forschungsinvestitionen zu verpflichten, um Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen effektiver bekämpfen zu können. Dieser Ansatz ist eine Chance für die europäische Wissenschaft und eine Antwort auf eine der großen Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft.

Eine wachsende Belastung für Gesellschaft und Wirtschaft

Die längere Lebenserwartung und der Rückgang des Anteils der Erwerbsbevölkerung gegenüber dem Anteil der Pensionierten führen zu steigenden Belastungen durch neurodegenerative Erkrankungen für Gesellschaft und Wirtschaft. Im Jahr 2005 erreichten die direkten Kosten und die Kosten der informellen Pflege bei Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen einen geschätzten Gesamtumfang von 130 Mrd. EUR in der EU27 (d.h. 21000 EUR pro Patient); davon entfielen 56 % auf die informelle Pflege. Die häufigsten Formen von Demenz in der Europäischen Union sind Alzheimer (etwa 70 % der Fälle) und vaskuläre Demenz (unter 30 %).

Kommission schlägt vier Hauptbereiche für Maßnahmen vor

Ziel dieser europäischen Initiative ist es, die wichtigsten Probleme im Zusammenhang mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen in vier Schlüsselbereichen anzugehen:

Früherkennung von Demenzerkrankungen und vor allem Verringerung des Risikos für Demenzerkrankungen.

Verbesserung der Forschungskoordinierung zwischen EU-Ländern.

Austausch der besten Praktiken und

Einrichtung eines Forums für Überlegungen zu Rechten, Selbständigkeit und Würde der Patienten.

Erste Initiative für eine gemeinsame Programmplanung zur Koordinierung der Forschung über Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen

Die EU-Länder haben sich entschieden, die erste gemeinsame Programmplanung für die Forschungstätigkeiten im Bereich von Alzheimer und verwandten Erkrankungen durchzuführen. Die gemeinsame Programmplanung kommt für EU-Länder in Betracht, die sich an der Entwicklung eines gemeinsamen strategischen Forschungsplans beteiligen wollen, der ihnen die Zusammenarbeit auf der Grundlage einer variablen Zusammensetzung ermöglichen wird. 20 europäische Länder haben bereits ihre Bereitschaft erklärt, Ressourcen zu bündeln und Forschungsarbeiten in einem Bereich durchzuführen, in dem eine gemeinsame Initiative gegenüber dem derzeitigen fragmentierten Vorgehen einen erheblichen Mehrwert bieten würde. Diese Pilotinitiative zur gemeinsamen Programmplanung sollte den Weg für weitere künftige Initiativen dieser Art bereiten.

Hintergrund

Alzheimer und andere Demenzerkrankungen gehören zu den neurodegenerativen Erkrankungen im weiteren Sinne. Auf europäischer Ebene verabschiedete das Europäische Parlament auf diesem Gebiet Entschließungen in den Jahren 1996 und 1998. In der EU-Gesundheitsstrategie der Kommission von 2007 („Gemeinsam für die Gesundheit“) wurde die Notwendigkeit festgestellt, im Kontext der Bevölkerungsalterung bessere Erkenntnisse über neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer zu gewinnen. 2008 forderte der Rat die Kommission auf, einen Aktionsplan auf dem Gebiet der neurodegenerativen Erkrankungen, insbesondere Alzheimer, auszuarbeiten. Die Kommission finanziert Forschungsprojekte über Alzheimer und neurodegenerative Erkrankungen innerhalb des siebten Forschungs­­rahmenprogramms.


 

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