29.03.09 12:15 Alter: 16 Monat(e)

Themen der Europawahl: Wie weit sollen Standards vereinheitlicht werden?

Bankkarten in unterschiedlichen Formen und Größen, die man nur bei bestimmten Banken im eigenen Land benutzen kann? Unvorstellbar. Aber haben Sie schon mal versucht, ein im Ausland gekauftes Elektrogerät zuhause zu nutzen? Möglich, aber umständlich. Und wer hat sich nicht schon darüber geärgert, dass man für jedes Handy ein anderes Ladegerät braucht? Normen sind sinnvoll, nicht nur in praktischer Hinsicht, sondern auch um fairen Wettbewerb und echte Alternativen für Kunden zu schaffen.

Denn marktbeherrschende Firmen sind leicht versucht, ihre Lösung zum Quasi-Standard zu machen und dadurch andere Wettbewerber zu verdrängen.
 
Die EU setzt hingegen darauf, durch gemeinsame Normen Spielregeln zu schaffen, die für alle gelten. Schießt sie dabei mitunter über das Ziel hinaus? Wahrscheinlich – aber machen Sie sich selbst ein Bild.
 
Postdienstleistungen: Mit der Abschaffung nationaler Postmonopole hat die EU Standards geschaffen, die auch von privaten Anbietern bei der Postzustellung beachtet werden müssen. Zum Beispiel, dass die Zustellung von Briefen mindestens an fünf Wochentagen gewährleistet werden muss – überall.
 
Allergien: Die EU hat Vorschriften verabschiedet, die es Allergikern erlauben zu erkennen, welche Inhaltsstoff Lebensmittel enthalten.
 
Kosmetika: Seit 2004 ist es in der EU verboten, kosmetische Endprodukte an Tieren zu testen. Im März 2009 hat das Parlament entschieden, dass Nanopartikel in Kosmetika nur unter Auflagen erlaubt sind und deutlich deklariert werden müssen.
 
Handy-Ladegeräte: Im vergangenen Jahr haben sich die Handyhersteller auf Druck der EU dazu bereit erklärt, die Landegeräte für die Mobil-Telefone mit einem einheitlichen Stecker auszustatten.
 
112: Überall in der EU funktioniert die 112 dank einer Initiative der EU als Notrufnummer. Die Europa-Abgeordneten haben dazu beigetragen, die Nummer bekannter zu machen.
 
Regelungswut?
 
Harmonisierung von Normen und andere Vorschriften hat trotzt des praktischen Nutzen mitunter einen schlechten Ruf. Sprichwörtlich dafür ist die maximale Krümmung von Gurken, die die EU u.a. deshalb regulierte, weil gerade Gurken leichter zu verpacken und zu transportieren sind.
 
Doch die Liebhaber krummer Gurken dürfen sich freuen und die Spötter müssen sich ein neues Objekt suchen: Im November 2008 hat die EU die entsprechenden Normen – mit Wirkung zum 1. Juli – aufgehoben.
 
Nicht abgeschafft werden hingegen die traditionellen britischen Maße wie Pint und Meile. Viele Briten und Iren fürchteten, sie müssten sich an Kilo, Liter und Meter – das metrische System – gewöhnen.
 
Doch das Europäische Parlament hat im Dezember 2008 eine neu gefasste Richtlinie verabschiedet, mit der das Ziel der EU-weiten Verwendung des metrischen Systems aufgegeben wird.
 
Europawahl: Wie viel gemeinsame Regeln braucht Europa, welche Normen schützen die Verbraucher, sind sinnvoll und welche sind überflüssig? Das Europaparlament ist Gesetzgeber und kann somit ein wichtiges Wort mitreden. Ihre Stimme zählt.

 

<abbr title="Referenz">REF</abbr> : 20090320STO52241


 

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