12.02.09 13:32 Alter: 16 Monat(e)

Depression ist „der unsichtbare Feind“ der Europäer

Psychische Probleme sind der Grund für 90 Prozent der Selbstmorde in Europa, nicht nur deshalb ist psychotherapeutischer Vorsorge lebenswichtig, unterstreicht die griechische Sozialdemokratin Evangelia Tzampazi in ihrem Bericht zur psychischen Gesundheit der Europäer für den Gesundheitsausschuss. Wir haben Tzampazi getroffen und ein Gespräch über die dunklen Seiten der Psyche geführt.

Frau Tzampazi, Ihr Bericht widmet sich einem unsichtbaren Thema: der Psyche der Europäer. Warum ist es so wichtig, dieses Thema sichtbar zu machen?
 
Unsere psychische Gesundheit betrifft direkt unser Sozialleben, unsere Familie, unsere Ausbildung, unseren Beruf. Obwohl sie so wichtig ist, wurde sie lange auf europäischer Ebene vernachlässigt.
 
Mit meinem Bericht können wir hoffentlich dazu beitragen, die großen Unterschiede aufzuweichen, die diesbezüglich zwischen den Mitgliedsstaaten bestehen. Derzeit sind die einzelnen Statistiken der EU-Staaten kaum vergleichbar. Doch gerade die neuen Mitgliedsstaaten wie Rumänien und Bulgarien sind sehr bemüht, dies zu ändern.
 
Die EU kann dazu beitragen, erfolgreiche Strategien europaweit bekannt zu machen: In England zum Beispiel wird großer Wert auf die psychische Betreuung körperlich Behinderter gelegt, da diese Probleme oft miteinander verbunden sind.
 
Prognosen besagen, dass die Depression im Jahre 2020 die am häufigsten diagnostizierte Krankheit in der westlichen Welt sein wird.
 
Die Depression ist der unsichtbare Feind Europas. Es gibt EU-weit mehr Selbstmorde infolge von Depressionen als tödliche Autounfälle. Das Problem ist, dass psychische Probleme oft nicht früh genug behandelt werden. Ich glaube daran, dass  Vorsorge und Frühdiagnose helfen können. Denn wenn eine psychische Krankheit einmal chronisch Besitz von einem Menschen ergriffen hat, ist allein eine medikamentöse Behandlung möglich.
 
Wie kann die EU die Zahl der Selbstmordversuche mindern?
 
Pro Jahr nehmen sich innerhalb der EU 59.000 Menschen das Leben. Neunzig Prozent dieser Menschen leiden unter psychischen Problemen. Wenn wir psychischen Problemen vorbeugen, verhindern wir also auch Selbstmorde.
 
Für die Mitgliedsstaaten bedeutet das eine Investition, die sich lohnt: Mehr Menschen könnten aktiv am Sozial- und Erwerbsleben teilhaben. Hierzu müssen auch die lokalen Gemeinschaften Menschen mit psychischen Problemen unterstützen.
 
Sie selbst sind eine der wenigen Europa-Abgeordneten, die im Rollstuhl sitzen.
 
Seitdem ich im Alter von zehn Monaten Kinderlähmung hatte, hatte ich Probleme mit dem Bewegungsapparat. Meine Behinderung begleitet mich also bereits seit 48 Jahren.
Doch ich habe stets Unterstützung von meinen Eltern bekommen, die meine Behinderung als etwas Normales behandelt haben. So bin ich auch aufgewachsen: Ich habe mich als Teenager nicht meines eisernen „Robocop“-Fußes geschämt, sondern bin trotzdem tanzen gegangen, habe Miniröcke getragen.
 
Es ist doch lächerlich, dass beispielsweise Treppen einen Behinderten aufhalten: Weder Rampen noch eine ordentliche Beschilderung kosten mehr! Das Europäische Parlament geht in diesem Bereich mit gutem Beispiel voran, hier ist die Situation fast perfekt: Wir haben das Geld, den politischen Willen und redliche Vorsätze. Das Parlament hat jeden meiner Wünsche diesbezüglich sofort beantwortet.


 

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