13.11.08 11:33 Alter: 16 Monat(e)

Gewalt in der Familie: Grausam und doch allgegenwärtig

Auch in Europa sind familiäre Gewaltübergriffe allgegenwärtig. Bis zu einem Viertel aller Frauen widerfährt in ihrem Erwachsenenleben häusliche Gewalt. Mehr als jede zehnte Frau wird Opfer sexueller Gewalt. Am 13. Oktober organisierte der Ausschuss für Frauenrechte eine öffentliche Anhörung zum Thema. Der Tenor war eindeutig: Häuslicher Gewalt muss ein Ende gesetzt werden. Dazu ist es vor allem notwendig, das Thema zu enttabuisieren und es zu einer „Männersache" zu machen.

Eine brutale Realität, die die Bedeutung des Themas unterstreicht: Noch heute sind in Europa häusliche Gewaltübergriffe der Hauptgrund für Todesfälle und Behinderungen unter Frauen zwischen 16 und 44 Jahren.
 
Záborská: Psychische Gewalt nicht unterschätzen
 
Wie die slowakische Europa-Abgeordnete Anna Záborská (Europäische Volkspartei – Europäische Demokraten, EVP-ED), Vorsitzende des Ausschusses für Frauenrechte, betonte, ist auch die Ausübung psychischer Gewalt ein großes Problem und muss demnach zur häuslichen Gewalt gezählt werden.
 
Studien aus Deutschland, Schweden und Finnland belegen, dass fast die Hälfte aller Frauen Opfer von psychischer Gewalt wird.
 
Kommissionsvize Barrot: Belastbare Statistiken vonnöten
 
Justiz- und Innenkommissar Jacques Barrot betonte bei der Anhörung sein „persönliches Engagement“ im Kampf gegen häusliche Gewalt, den er als „Kampf für die grundlegenden Menschenrechte“ beschrieb.
 
Neben der häuslichen Gewalt im engeren Sinne sei auch der organisierte Menschenhandel, Zwangsehen sowie die sexuelle Ausbeutung von Kindern zu bekämpfen.
 

Fakten

  • Häusliche Gewalt ist unter europäischen Frauen zwischen 16 und 44 Jahren die wichtigste Todesursache und der Hauptgrund für Behinderungen-
  • In Deutschland, Schweden und Finnland wurden mindestens ein Drittel aller Frauen zwischen 16 und 67 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Opfer physischer oder sexueller Gewalt.
  • Studien gehen davon aus, dass 12-15% aller jungen Frauen Opfer sexuellen Missbrauchs innerhalb der Familie waren oder sind.

Um besser auf das Thema aufmerksam machen und wirksame Maßnahmen einleiten zu können, seien allerdings belastbare Informationen nötig, sagte Barrot.
 
Mendes Bota: Die Ignoranz bekämpfen
 
José Mendes Bota, Berichterstatter der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, bestätigte, dass es aufgrund massiver Dunkelziffern an aussagekräftigen Statistiken mangele. Nichtsdestoweniger müsse für Aufklärung zum Thema gesorgt werden.
 
Dass häusliche Gewalt in Europa noch derart verbreitet ist, sei „schwer zu akzeptieren“, so Mendes Bota, „doch es ist die Realität“. Die wichtigste Auseinandersetzung finde zwischen jenen statt, die sich dem Thema annähmen und jenen, die es ignorieren.
 
Männer müssen involviert werden
 
Besonders wichtig sei es, so Mendes Bota, auch Männer zu erreichen: Nicht nur seien sie noch immer die Haupt-Entscheidungsträger in Bezug auf das Thema – „auch sind sie die hauptsächlichen Aggressoren“.
 
Die im Ausschuss vertretenen Europa-Parlamentarier äußerten ihre Sorge über die weltweite Zunahme häuslicher Gewalt. Sie bekräftigten die Hoffnung, dem Thema im Vorfeld des für Ende des Jahres erwarteten Vorschlag für einen EU-Aktionsplans gegen häusliche Gewalt größeres Gehör zu verschaffen.


 

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