16.10.08 17:08 Alter: 16 Monat(e)

Bildung als Antwort auf Finanzkrise: „Wir müssen lernen, vorsichtiger mit Geld umzugehen“

Als Folge der Finanzkrise reagieren viele verunsichert, welchen Finanzprodukten sie vertrauen können. Mangelnde Kenntnisse erleichtern die Täuschung von Kleinanlegern und unfaire Beratung durch die Verkäufer von Finanzprodukten. Die Konsequenzen sind oft auch gesamtgesellschaftlich verheerend. Die bulgarische EU-Abgeordnete Iliana Iotova (SPE) fordert eine bildungspolitische Initiative in Sachen Finanzbildung und dass beispielsweise schon Grundschüler besser im Umgang mit Geld schulen.

Iliana Iotova’s Bericht zur Verbesserung der Bildung zu Kredit- und Finanzfragen und somit zur Sensibilisierung der Verbraucher wurde vom für Verbraucherschutz zuständigen Ausschuss des Europaparlaments am 7. Oktober angenommen. Wir haben mit Illiana Iotova nach der Abstimmung gesprochen.
 
Wenn Sie Ihren Bericht kurz zusammenfassen müssten, was wären die drei wichtigsten Aspekte?
 
Erstens muss Bildung zu Finanzfragen bereits in der Grundschule anfangen. Hier unterscheiden wir uns von dem ursprünglichen Vorschlag der Europäischen Kommission, welcher recht allgemein von Bildung gesprochen hat. Wirtschaftliche Bildung sollte aber auf die Altersgruppen zugeschnitten sein.
 
Zweitens streben wir an, den Vorschlag mit einer spezifischen Linie im EU-Haushalt zu unterfüttern. Wir diskutieren ein Budget von 1,5 Millionen Euro für 2009, das zum Aufbau spezifischer Trainings-Programme dienen sollte.
 
Drittens bestehen wir auf allgemeinen Prinzipien auf europäischer Ebene, überlassen es aber den einzelnen Mitgliedsstaaten das Programm umzusetzen, nach den jeweiligen eigenen nationalen Traditionen.  
 
Mehr Sensibilisierung könnte demnach solche Krisen verhindern?
 
Ich bin davon überzeugt. Einer der Hauptgründe der Krise liegt in der Überschuldung der Bevölkerung. Und nicht zufällig hat sie ihren Ursprung in den USA. Unsere Studien belegen, dass sich Europa in Richtung der Vereinigten Staaten bewegt – die Leute nehmen mehr Schulden auf und zahlen weniger zurück.
 
Ein anderes besorgniserregendes Phänomen ist es, wenn Kinder Kredite aufnehmen etwa bei Interneteinkäufen. In Europa ist es Mode geworden, Hypotheken auf Häuser aufzunehmen, viele Menschen finanzielle Analphabeten und verstehen das Kleingedruckte Hypotheken-Vertrag nicht. Dann kann es passieren, dass die Leute diese Kredite nicht zurückzahlen können.
 
Es hört sich vielleicht paradox an, aber diese Krise kam zur richtigen Zeit und wird zur Genesung beitragen. Viele europäische Bürger erkennen nun wie gefährlich dieses Problem ist. Exzessive Verschuldung und der Glaube, dass wir den Finanzmarkt verstehen läuft auf Selbsttäuschung hinaus und zeigt uns, dass Bildung mehr als notwendig ist.
 
Was würden Sie den Menschen in diesen Zeiten empfehlen?
 
Generell könnten von der amerikanische Rezession Ende der 1920er Jahre und den damaligen Gegenmaßnahmen einiges lernen und auf die heutige Situation übertragen.
 
Es mag altmodisch klingen, aber ich empfehle jedem Haushalt genau auf sein Haushaltsbudget zu achten. Wie viel geben wir für Elektrizität, Nahrung und Heizung aus? Benötigen wir wirkliche alle Dinge, die wir kaufen?
 
Ich empfehle, mit unserem Geld vorsichtiger umzugehen und unseren Kindern die Bedeutung des Sparens beizubringen.  
 
Ich bin mir sicher, dass diese Krise überwunden werden kann – wir sehen die Ergebnisse des Treffens der Regierungen der Euro-Zone und dem Willen zur Solidarität. Die größten Skeptiker können nun den Wert der EU erkennen.
 
Während der Plenartagung im November wird das Europäische Parlament über den Bericht von Iliana Iotova abstimmen.  


 

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