13.08.08 16:50 Alter: 16 Monat(e)
Maut: Hessens Forderungen sind ein Schritt zurück
Zu den Forderungen des hessischen Verkehrsminister erklärt der Sprecher des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Rainer Lingenthal:
Der hessische Verkehrsminister fordert eine völlig falsche Weichenstellung für die Verkehrspolitik. Er will die rasante Zunahme des Gütertransports nur per LKW realisieren. Dies wäre die klimaschädlichste, teuerste und energieaufwendigste Variante für den Güterverkehr. Der Bund wird diesen Schritt zurück in die Verkehrspolitik der fünfziger Jahre nicht mittragen. Die Bundesregierung steht weiter zu der gemeinsamen Verkehrspolitik von Bund und Ländern. Zu dieser gehört eine Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene und das Wasser. Wer die LKW-Mauteinnahmen nur für den Straßenbau verwenden will, blockiert den Ausbau von Bahnverbindungen und Wasserstraßen, verhindert damit die dringende Verlagerung des Verkehrs und hierdurch auch die Entlastung der Straße.
Wenn der hessische Verkehrsminister zudem einerseits deutlich mehr Bundesmittel fordert, andererseits aber die Mauterhöhung ablehnt, dann möge er noch eine Wundertüte mitliefern, aus der dies zu finanzieren ist. Sonst müssten die Steuern angehoben werden, um Hessens Finanzforderungen zu finanzieren. Der Bund lehnt aber Steuererhöhungen ab, die Autofahrer werden derzeit schon genug belastet.
Zudem täuscht der hessische Verkehrsminister die Bürgerinnen und Bürger über die Realitäten der Verkehrsausbaufinanzierung.
Die Netto-Mauteinahmen werden vollständig für Verkehrsinvestitionen des Bundes eingesetzt, dabei übrigens überwiegend für den Straßenbau.
Entgegen der Darstellung Hessens sind die Verkehrsinvestitionen seit Einführung der Maut im Jahre 2005 gestiegen: von 9,25 Milliarden Euro 2005 auf 9,42 Milliarden Euro 2008 und voraussichtlich 10,19 Milliarden Euro 2009 (Hauhaltsentwurf Bundesre-gierung). Damit wird im nächsten Jahr erstmals die Rekordmarke von 10 Milliarden Euro Bundes-Verkehrsinvestitionsmittel übersprungen.
Mit diesen Mitteln werden auch die Erhaltungsmaßnahmen an Bundesautobahnen und Bundesstraßen finanziert - derzeit mehr als 2 Milliarden Euro jährlich. Dabei würden sich eine Reihe von Erhaltungsmaßnahmen schneller realisieren lassen, wenn die Länder (die diese Maßnahmen durchführen) der Aufforderung des Bundesverkehrsministers entsprechend die Bauzeiten an den Baustellen optimieren würden (Tageslicht- und Nacht-baustellenarbeit). Dies würde auch die Entstehenung von Staus deutlich reduzieren und damit erheblichen volkswirtschaftlichen Gewinn bringen.