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24.05.08 10:21 Alter: 17 Monat(e)
Kraftfahrzeuge sollen sicherer und umweltfreundlicher werden
Die Europäische Kommission schlägt eine Verordnung vor, nach der alle neuen Pkw ab 2012 mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) ausgerüstet sein müssen. Außerdem soll die Ausrüstung von Nutzfahrzeugen mit einem vorausschauenden Notbremssystem und einem Spurhalteassistenten ab 2013 Pflicht sein. Bereits im letzten Jahr schlug die Kommission die obligatorische Ausrüstung von Pkw mit einem Bremsassistenten vor, um den Fußgängerschutz zu verbessern. Mit diesen Maßnahmen lässt sich die Zahl der Verkehrstoten um ca. 5000 pro Jahr senken. Gleichzeitig schlägt die Kommission die obligatorische Ausrüstung von Kfz mit rollwiderstandsarmen Reifen vor. Solche Reifen senken den Kraftstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen und laufen dabei womöglich noch leiser, ohne dass Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden müssen. Mit rollwiderstandsarmen Reifen lassen sich die CO2-Emissionen um bis zu 7 g pro km senken. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der im Februar 2007 angenommenen Strategie zur CO2-Minderung. Eine weitere Senkung des Kraftstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen bewirkt die vorgeschlagene Ausrüstung der Fahrzeuge mit Reifendrucküberwachungssystemen. Nach dem Vorschlag der Kommission sollen auch mehr als 150 bestehende Richtlinien aufgehoben und durch eine einzige Verordnung ersetzt werden, die unmittelbar in allen EU-Mitgliedstaaten gilt und für Einzelheiten auf harmonisierte Regelungen der Vereinten Nationen verweist.
Kommissionsvizepräsident Günter Verheugen, zuständig für Unternehmen und Industrie: „Wir vereinfachen das Recht. Wir verbessern die Sicherheit im Straßenverkehr. Wir treiben die Entwicklung verbrauchsarmer Fahrzeuge voran. Wir verfolgen ein zeitgemäßes integriertes politisches Konzept zum Nutzen der Bürger, der Umwelt und der Industrie.“
1. Folgende Sicherheitssysteme sollen vorgeschrieben werden:
Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) für neue Pkw- und Nutzfahrzeugmodelle ab 2012 und für alle Neufahrzeuge ab 2014. Das ESP wirkt auf das Antriebs- und Bremssystem des Fahrzeugs ein und hilft dem Fahrer, in kritischen Situationen (wie geringe Bodenhaftung oder überhöhte Kurvengeschwindigkeit) die Kontrolle über sein Fahrzeug zu behalten. Durch allgemeine Verbreitung des ESP werden nicht nur Menschenleben gerettet, es kommt auch seltener zu Staus durch Unfälle mit Beteiligung schwerer Fahrzeuge.
Vorausschauendes Notbremssystem für schwere Nutzfahrzeuge ab 2013. Ein solches System warnt den Fahrer, wenn sein Fahrzeug zu dicht auf das vorausfahrende Fahrzeug auffährt und kann unter bestimmten Voraussetzungen automatisch eine Bremsung veranlassen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden oder abzumildern.
Spurhalteassistent für Nutzfahrzeuge ab 2013. Dieses System warnt den Fahrer, wenn sein Fahrzeug, etwa infolge Unaufmerksamkeit, seinen Fahrstreifen ungewollt verlässt. Im Oktober 2007 hat die Kommission außerdem vorgeschlagen, die Ausrüstung von Pkw mit einem Bremsassistenten ab 2009 zur Pflicht zu machen. Ist der gesamte europäischen Pkw-Bestand damit ausgerüstet, könnte die Zahl der im Straßenverkehr jährlich getöteten Fußgänger um 1 100 gesenkt werden. Der Bremsassistent verkürzt den Anhalteweg eines Fahrzeugs in Gefahrensituationen erheblich, sodass es mit Fußgängern gar nicht oder bei sehr viel niedrigerer Geschwindigkeit kollidiert (siehe IP /07/1453). Entsprechend den Empfehlungen der Gruppe CARS 21 sollen über 50 bestehende Richtlinien und über 100 Änderungsrichtlinien aufgehoben und soweit möglich durch UN-Regelungen ersetzt werden.
2. Neue Anforderungen an Reifen
Rollwiderstandsarme Reifen sollen ab 2012 vorgeschrieben werden. Solche Reifen leisten beim Abrollen weniger Verformungsarbeit und senken deshalb den Kraftstoffverbrauch. Der Rollwiderstand ist sehr weitgehend vom Reifenwerkstoff abhängig und lässt sich beispielsweise durch Zusatz von Silica zum Laufstreifenmaterial vermindern. Damit die Verminderung des Rollwiderstands nicht mit der Verschlechterung anderer wichtiger Eigenschaften erkauft wird, werden zugleich auch Anforderungen an die Nasshaftung und an das Rollgeräusch festgelegt. Reifendrucküberwachungssysteme sollen ab 2012 vorgeschrieben werden. Sie warnen den Fahrer, wenn der Reifendruck deutlich unter dem Optimum liegt. Ausreichender Reifendruck ist Voraussetzung für wirtschaftliches Fahren und die Haltbarkeit der Reifen. Ist der Druck zu niedrig, kann der Kraftstoffverbrauch um bis zu 4 % steigen und die Lebensdauer der Reifen sich um bis zu 45 % verkürzen. Reifen verlieren Druck schleichend (3 bis 6 % pro Monat), was der Fahrer nicht immer bemerkt. Reifen mit ungenügendem Druck sind auch ein Sicherheitsrisiko und können Ursache von Unfällen sein.
Nach Erkenntnissen des niederländischen Forschungsinstituts TNO können durch rollwiderstandsarme Reifen und Reifendrucküberwachungssysteme bei Pkw 3 % bzw. 2.5 % Kraftstoff gespart werden. Für Neuwagen mit einem erwarteten CO2-Ausstoß im Prüfzyklus von 130 g/km bedeutet das eine Senkung um weitere 7 g/km, wovon 3,9 % auf die Reifen selbst und 3,24 % auf die Reifendrucküberwachung entfallen. Das CO2-Reduktionspotenzial beider Systeme an einem heutigen Pkw (etwa mit einem CO2-Ausstoß im Prüfzyklus von 160 g/km) läge über 7 kg/t.
Fahrerassistenzsysteme
Nach ersten Schätzungen können durch Ausrüstung von Nutzfahrzeugen mit den in der Verordnung vorgesehenen Fahrerassistenzsystemen in der EU jährlich ca. 2 500 Menschenleben gerettet werden, wovon ca. 500 auf das ESP und je 1 000 auf das vorausschauende Notbremssystem und den Spurhalteassistenten entfallen. Und auch außerhalb der EU wird es ca. 2 000 bis 2 500 Verkehrstote weniger geben, wenn die Hersteller ihre Fahrzeuge für alle Märkte mit ESP ausstatten, wozu die Verordnung sie veranlassen wird. Auch Pkw können mit Notbremssystemen und Spurhalteassistenten ausgerüstet werden, sofern diese den Bestimmungen der Verordnung entsprechen.
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