17.04.08 17:20 Alter: 17 Monat(e)

Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs in Europa: 46 Unternehmen und NRO werden aktiv

Die für Gesundheit zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou begrüßte heute beim Europäischen Forum „Alkohol und Gesundheit“ in Brüssel die Verpflichtungszusagen zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs, die 46 Unternehmen und Nichtregierungs-organisationen (NRO) gemacht haben. Bei dieser Initiative werden Akteure zusammengeführt, die sich zu konkreten Maßnahmen verpflichten. Bislang hat das Forum insgesamt 78 Verpflichtungszusagen von Unternehmen und Verbänden im Gesundheitsbereich erhalten, angefangen von Hebammen- und Ärzteverbänden, europäischen Abstinenzverbänden sowie NRO aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit bis hin zu Heineken International, Bacardi-Martini und Moët Hennessy oder Einzelhandelsketten wie dem Delhaize-Konzern oder Ahold N.V.

Dazu die für Gesundheit zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou erklärte: „Ich bin sehr beeindruckt von der Anzahl und dem Umfang der Verpflichtungszusagen, die die Mitglieder des Forums innerhalb dieser ersten zehn Monate seines Bestehens gegeben haben. Wir sind allerdings sehr ehrgeizig; es kann und sollte noch mehr getan werden, damit Ergebnisse erzielt werden. Wir sollten diese gute gemeinsame Anstrengung fortsetzen, und ich freue mich darauf zu sehen, dass diese Verpflichtungszusagen in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden“. Die Kommissarin betonte, sie erwarte insbesondere von der Alkoholindustrie, dass sie ihre Produkte verantwortungsvoll vermarktet und sie nicht bei Minderjährigen bewirbt. „Alle beteiligten Akteure sind aufgefordert dazu beizutragen, dass sich Einstellungen und Verhaltensweisen, insbesondere die der jungen Menschen, ändern. Wir können einfach nicht akzeptieren, dass der übermäßige Konsum von Alkohol die Gesundheit so vieler junger Männer und Frauen ruiniert und ihre Bildungs- und Arbeitsperspektiven zunichte macht".

Die Verpflichtungszusagen der Forum-Mitglieder

Bislang gingen 78 Verpflichtungszusagen von 46 Forum-Mitgliedern ein; sie sind der Öffentlichkeit über die Website der Generaldirektion SANCO zugänglich. Außerdem wird auf der Website bald eine eigens dafür bestimmte Suchmaschine mit integriertem Umsetzungs- und Überwachungsrahmen zur Verfügung stehen. Dies ermöglicht die Evaluierung erfolgreicher Initiativen, die als Modelle für vorbildliche Verfahren herangezogen werden können. Um im Forum Mitglied zu werden, muss sich ein Unternehmen oder eine NRO schriftlich verpflichten, zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen, und Angaben darüber vorlegen, wie die Ergebnisse überwacht und evaluiert werden sollen.

Aktionsplattform

Das Europäische Forum „Alkohol und Gesundheit“ ist eine gemeinsame Aktionsplattform. Seine Mitglieder sind Wirtschaftsakteure und NRO, die bereit sind, Zeit und Ressourcen aufzuwenden, um sinnvolle Aktionen zur Verhinderung alkoholbedingter Schäden durchzuführen. Die EU-Mitgliedstaaten, die Organe der EU, die Weltgesundheitsorganisation und die Internationale Organisation für Rebe und Wein nehmen als Beobachter teil.

Das Forum kommt zweimal jährlich unter dem Vorsitz der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz der Europäischen Kommission zusammen. Es hat zwei Task Forces (zu den Themen Marktkommunikation und jugendspezifische Alkoholaspekte) eingesetzt, die bereits Empfehlungen für weitere Maßnahmen durch die Forum-Mitglieder ausgesprochen haben. Das Forum wird auch eine wissenschaftliche Fachgruppe einsetzen, die – im Auftrag des Forums – wissenschaftliche Beratung und Orientierung zu den erörterten Themen bietet.

Offenes Forum

Das Europäische Forum „Alkohol und Gesundheit“ veranstaltet einmal jährlich ein „offenes Forum“, damit interessierte Stellen und Organisationen von innerhalb und außerhalb der EU, die nicht Mitglieder sind, Gelegenheit erhalten, die Arbeit des Forums zu verfolgen und ihre Meinung kundzutun. Die erste Sitzung des offenen Forums findet am 17. April 2008 statt.

Auswirkungen alkoholbedingter Schäden auf die Gesundheit
 

Schätzungen zufolge kommen jedes Jahr etwa 200 000 Menschen in der EU durch Alkoholmissbrauch zu Tode. Jeder vierte Todesfall bei jungen Männern der Altersgruppe von 15-29 Jahren und jeder zehnte bei Frauen dieser Altersgruppe geht auf schädlichen Alkoholkonsum zurück.

Laut der im Jahr 2007 veröffentlichten Eurobarometer-Sonderumfrage zu Alkohol nimmt jeder zehnte Europäer gewöhnlich fünf oder mehr alkoholische Getränke hintereinander zu sich, was der weitverbreiteten Definition des Rauschtrinkens bei Männern entspricht. Diese Zahl war bei den jüngsten Befragten besonders hoch. Fast jeder Fünfte in der Altersgruppe der 15-20-Jährigen (19 %) konsumiert fünf oder mehr alkoholische Getränke hintereinander.

Daher verwundert es nicht, dass die große Mehrheit der Europäer es laut dieser Eurobarometer-Umfrage begrüßen würde, wenn Maßnahmen zum Schutz gefährdeter gesellschaftlicher Gruppen und zur Verringerung der Zahl der Straßenverkehrstoten getroffen würden.

Hintergrund

Am 24. Oktober 2006 nahm die Europäische Kommission eine Mitteilung über eine EU-Strategie an, mit der die Mitgliedstaaten bei der Verringerung alkoholbedingter Schäden unterstützt werden sollen. Folgende Prioritäten wurden in dieser Mitteilung genannt: der Schutz von Kindern und jungen Menschen, die Verringerung der Zahl der Verletzten und Toten durch alkoholbedingte Straßenverkehrsunfälle, die Vorbeugung gegen Schäden bei Erwachsenen und die Verringerung der negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Sensibilisierung für die Auswirkungen des schädlichen Alkoholkonsums auf die Gesundheit und der Beitrag zur Erhebung zuverlässiger Statistiken.  


 

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