25.09.14 10:53 Alter: 10 Monat(e)
65. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover eröffnet
Die 322 Weltpremieren dieser IAA Nutzfahrzeuge zeigen: Der Pioniergeist der Nutzfahrzeugbranche ist ungebrochen. 2.066 Aussteller aus 45 Ländern präsentieren auf der weltweit wichtigsten Leitmesse für Mobilität, Transport und Logistik die Innovationskraft dieser Industrie.
"Kein anderes Verkehrsmittel hat in den vergangenen Jahren solche Quantensprünge vollbracht wie das Nutzfahrzeug – es ist ein wahres Technologiepaket auf Rädern“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf der Eröffnungsfeier der 65. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover.
Die Zahl der Aussteller ist erneut um 9 Prozent gestiegen und liegt nur knapp unter dem Rekordniveau des Jahres 2008. Dies ist die zweitstärkste Beteiligung, seit es eine eigenständige IAA Nutzfahrzeuge gibt, also seit 22 Jahren. Auch mit der erneut größeren Ausstellungsfläche (knapp 265.000 Quadratmeter) wird nahezu ein Höchststand erreicht. Der Anteil der internationalen Aussteller (1.216) ist mit 59 Prozent so hoch wie nie zuvor.
Güterverkehr wird weiter zunehmen
An Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt gewandt, betonte Wissmann: „Wir sind froh, dass der Knoten beim Thema Euro VI nun durchschlagen ist. Ab dem kommenden Jahr werden sich Investitionen in die umweltfreundlichste Technologie endlich auch bei der Lkw-Maut lohnen." Der Güterverkehr werde auch künftig weiter zunehmen – national wie international. Um das wachsende Aufkommen bewältigen zu können, würden alle Verkehrsträger benötigt, so Wissmann: „Lkw, Bahn und Schiff müssen ihre jeweiligen Stärken einbringen. Sie müssen optimal miteinander vernetzt werden, um den Transport kontinuierlich effizienter zu machen.“
Insbesondere auf kurzen und mittellangen Strecken sei das Nutzfahrzeug „unschlagbar“: 78 Prozent des Aufkommens im Straßengüterverkehr werden in Entfernungen unter 150 Kilometern transportiert. „Pro Jahr wickeln Nutzfahrzeuge etwa 2,7 Mrd. Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen ab. Auch im öffentlichen Personenverkehr sei der Verkehrsträger Straße nicht wegzudenken, betonte der VDA-Präsident: „Jährlich bringen Busse über 5 Milliarden Fahrgäste ans Ziel – das sind 43 Prozent des Gesamtaufkommens von Bussen und Bahnen.“
Eine „außerordentliche Erfolgsstory“ schreibe der Fernbus: In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden bereits über 10 Millionen Fahrgäste gezählt, bis zum Jahresende seien über 15 Millionen Fahrgäste möglich. Zugleich sei der Bus ein wahrer CO2-Champion: Voll besetzt verbrauche er weniger als einen Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer und Fahrgast.
Weniger Feinstaubpartikel durch Euro VI
Ein moderner Euro-VI-Lkw stoße heute bis zu 98 Prozent weniger Schadstoffe aus als ein LKW vor 25 Jahren. Gegenüber dem bisherigen Euro-V-Standard werden die Stickoxid-Emissionen um 80 Prozent gesenkt, bei Feinstaubpartikel sind es rund zwei Drittel weniger.
„Den historischen Auftrag, die Schadstoffe fast auf Nullniveau zu senken, haben die Nutzfahrzeughersteller also erfolgreich abgearbeitet. Daher sagen wir an die Adresse der Europäischen Kommission: Eine noch weitere Reduktion der klassischen Schadstoffe ist weder ökonomisch noch ökologisch zielführend. Eine neue Schadstoffklasse bringt letztlich einen Riesenaufwand, aber nur marginale Besserungen. Unser Hauptaugenmerk richten wir jetzt darauf, den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Auch auf diesem Gebiet können wir schon große Fortschritte verzeichnen. Ein 40-Tonnen-Lastzug von heute verbraucht pro Tonnenkilometer rund 60 Prozent weniger Kraftstoff als ein Lkw Mitte der sechziger Jahre. Das zu erreichen, war ein technologischer Kraftakt mit einem hohen Investitionsaufwand – und keineswegs ein Spaziergang“, betonte Wissmann.
Auch die EU-Kommission habe erkannt, dass starre CO2-Grenzwerte im Nutzfahrzeugmarkt nicht sinnvoll umzusetzen seien: „Sie hat die große Vielfalt des Nutzfahrzeugmarktes berücksichtigt und setzt auf mehr Transparenz im Markt“, sagte Wissmann. Vor allem von alternativen Antriebsarten verspreche er sich weitere CO2-Einsparungen. So sei etwa Erdgas für Busse, leichte Nutzfahrzeuge und Trucks geeignet. Bei leichten Nutzfahrzeugen würden Hybrid- oder reine Elektroantriebe immer interessanter – gerade für den Verteilerverkehr. Für schwere Lkw im Langstreckenverkehr werde hingegen der effiziente und saubere Dieselmotor vorerst die überzeugende Antwort bleiben.
Mehr Sicherheit durch Assistenzsysteme
Mindestens so wichtig wie die Umweltfreundlichkeit sei die Sicherheit im Straßengüter-Verkehr, betonte der VDA-Präsident und nannte als Beispiele die adaptive Geschwindigkeitsregelung, den Abstandswarner, den Bremsassistenten oder den Spurhalteassistent: „Dank immer besserer Sicherheitssysteme sind heutige Lkw, bezogen auf ihre Fahrleistung, genauso sicher wie Pkw.“
„Unsere Unternehmen wollen die bestehenden Assistenzsysteme konsequent erweitern und ausbauen. Der nächste Schritt wird das teil-automatisierte Fahren sein. Der Fahrer wird bei Routineaufgaben entlastet, er wird vor Gefahren gewarnt. Das bedeutet weniger Stress für den Fahrer, auch die Unfallzahlen werden damit weiter nach unten getrieben. Auch in der Logistik bietet die Vernetzung enorme Chancen. Die Lieferkette und Transportprozesse werden noch transparenter“, sagte Wissmann. Insbesondere beim Stichwort „Vernetzung“ könne der Besucher auf der IAA weit vorausblicken – passend zum IAA-Motto „Zukunft bewegen.“