14.06.11 08:47 Alter: 13 Monat(e)

Die EU-Kommission stellt die Weichen für ein nachhaltiges europäisches Transportsystem: Die Preise für Nahrungsmittel könnten in der Folge deutlich steigen

Bonn. Am 28. März 2011 legte die Europäische Kommission mit dem "Weißbuch Verkehr" ihr verkehrspolitisches Gesamtkonzept vor. Rund 40 Einzelmaßnahmen enthält das Papier, mit dem die Kommission nahezu alle Bereiche des modernen Verkehrswesens auf den Prüfstand stellen will.

Ein besonderer Fokus liegt dabei naturgemäß auf dem Güterverkehr, bei dem die ungleichgewichtige Verteilung auf die drei Binnenverkehrsträger traditionell das Kernproblem darstellt. Seit den 1960er Jahren nimmt der Marktanteil der Straße stetig zu. Bis 2030 soll fast ein Drittel, bis 2050 die Hälfte des Straßengüterverkehrs über 300 km auf die Schiene verlagert werden. Dazu setzt Brüssel ei nerseits auf Investitionen in die Infrastruktur, andererseits auf Maßnahmen zur stärken Internalisierung der externen Kosten (wie CO2-Emissionen). Diese betreffen in Form von Straßennutzungsentgelten und geänderten Besteuerungsgrundlagen vor allem den Lkw-Verkehr. Für die Agrar- und Ernährungswirtschaft könnten die Pläne bedeutende Folgen haben. Der Großteil ihrer Transporte - nämlich 90 % - entfällt auf den Lkw.

Die stärkere und vor allem einheitliche Berücksichtigung der Umwelt- und Lärmkosten würde die Transportpreise deutlich nach oben treiben. Durch die auf Europaebene zurzeit diskutierte Richtlinie zur Eurovignette würden die Kosten nach Experteneinschätzungen durchschnittlich 3 bis 5 Cent zusätzlich pro Kilometer betragen.

Der absehbaren Kritik begegnet die Kommission mitn dem Hinweis, dass die Verlagerung von der Straße auf die Schiene nur den Güterfernverkehr über Distanzen von mehr als 300 km betreffen soll. Mehr als drei Viertel aller Lkw-Güter werde aber, so die Brüsseler Behörde unter Berufung auf Daten des EUROSTAT, im Nahbereich, d. h. über Entfernungen bis 150 km, befördert.

Leider entfallen jedoch beim Transport von Erzeugnissen der Ernährungsbranche nur 35 % der Tonnenkilometer auf den Nahbereich, mehr als 64 % hingegen auf Entfernungen ab 300 km.

Einerseits müssen die betroffenen Unternehmen die Anforderungen ihrer Kunden nach einer möglichst klimaschonenden Transportkette berücksichtigen. Zum anderen wird für sie der besonders im umweltpolitischen Fadenkreuz stehende Lkw auf absehbare Zeit der dominierende Verkehrsträger bleiben, auch wenn dies mit steigenden Kostenbelastungen verbunden ist.


 

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