21.03.11 08:53 Alter: 14 Monat(e)

Sachverständige warnen vor irreführendem EU-Reifenlabel

Berlin. Die Europäische Union plant für das Jahr 2012 die Einführung eines Reifenlabels. Ähnlich der Kennzeichnung von Kühlschränken sollen Autoreifen mit einer Skala von „A“ (grün) bis „G“ (rot) gekennzeichnet werden, um die Kraftstoffersparnis sichtbar zu machen.

Das geplante Reifenlabel.

Zusätzlich wird die Haftung des Reifens auf nasser Fahrbahn dargestellt. In der Praxis stellt sich jedoch heraus, dass nur wenige Reifen den schwierigen Spagat zwischen Kraftstoffersparnis und hoher Bremsleistung auf nasser Fahrbahn schaffen.

Professor Dr. Dr. Egon-Christian von Glasner, Präsident der Europäischen Vereinigung für Unfallforschung und Unfallanalyse (EVU), erklärte: „Ein Reifen trägt dann zur Kraftstoffersparnis bei, wenn der Rollwiderstand gering ist. Allerdings bedeutet ein geringerer Rollwiderstand auch eine geringere Bremsfähigkeit auf nasser Fahrbahn.“ Daraus folgt für das EU-Label, dass ein Reifen, der ein grünes A für Spritsparpotenzial erhält sowie z.B. ein gelbes D für mäßige Haftung auf nasser Fahrbahn, nicht das Optimum beim Bremsen auf nasser Fahrbahn bietet. „Der Verbraucher sieht aber zuerst das grüne A, das er bereits von Kühlschränken kennt, und glaubt, er habe einen guten Reifen erstanden. Dass er sich aber damit im schlechtesten Fall einen Reifen kauft, der sein Fahrzeug bei regennasser Straße nicht auf kürzest möglicher Strecke abbremst, weiß er nicht“, erklärt Professor von Glasner.

Aktueller Reifenvergleichstest zeigt Mängel

Ein aktueller Vergleichstest der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung zeigt, dass die neuen Leichtlaufreifen mit dem Spagat zwischen Kraftstoffersparnis und Sicherheit noch ihre Probleme haben. Multifunktionale Eigenschaften der Pneus sind meist noch unterentwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt der im Februar 2011 durchgeführte gemeinsame Sommerreifentest der GTÜ und des ACE Auto Club Europa. Sieben Marken-Pneus der Dimension 205/55 R16 91 V mussten ihr Können im Hinblick auf Rollwiderstand, Bremsverhalten und Vorbeifahrgeräusch unter Beweis stellen.

Testsieger mit der Note „sehr empfehlenswert“ wurde unter Berücksichtigung sämtlicher Bewertungskriterien der Sommerreifen von Continental PremiumContact 2 (296 Euro für vier Reifen). Mit ausschlaggebend dafür war die höhere Gewichtung, die die GTÜ-Tester den Sicherheitseigenschaften zugewiesen haben. Auch der Pirelli Cinturato P7 (312 Euro) bekam ein „sehr empfehlenswert“ und belegte als „sicherer Allrounder“ Platz zwei. Der Dunlop SP Sport Fastresponse (288 Euro) landete im Testranking mit einem „empfehlenswert“ auf einem guten dritten Platz.

Als „empfehlenswert“ eingestuft wurde auch das finnische Reifenfabrikat Nokian V (336 Euro). Dieser Reifen meisterte den Spagat zwischen Ökologie und Sicherheit gekonnt und belegte damit im Ranking Platz 4. Nur wegen seiner relativ guten Sicherheitseigenschaften erreichte der Bridgestone Turanza ER 300 Ecopia (328 Euro) noch ein „empfehlenswert“ und kam so auf Rang 5. Der Michelin Energy Saver (348 Euro) und der Goodyear Effecient Grip (288 Euro) fuhren im Test eher hinterher. Sie landeten auf den beiden letzen Plätzen und errangen daher nur ein „bedingt empfehlenswert“.


 

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