02.02.11 08:48 Alter: 14 Monat(e)

Rastanlagen wurden in der Vergangenheit oft falsch geplant

Köln. Rund 10.000 LKW-Parkplätze fehlen laut Schätzungen von Experten an deutschen Tank- und Rastanlagen, an der A2 allein 3.000. Immer häufiger stellen die Fahrer ihre Lastwagen deshalb bereits im unmittelbaren Einfahrtsbereich von Raststätten ab - mit gefährlichen Folgen.

In seiner Beitragsreihe "Die Unfallakte" rekonstruierte das VOX-Magazin "auto mobil" einen schweren Verkehrsunfall an der Rastanlage Garbsen-Nord und zeigte die Hintergründe und Folgen des Parkleichtsinns von LKW-Fahrern auf.

9. September 2009: Ein polnischer Lastwagenfahrer fährt mit Tempo 90 ungebremst auf einen anderen im Einfahrtsbereich der Rastanlage Garbsen-Nord geparkten LKW. Peer Berger von der Autobahnpolizeiwache Garbsen erinnert sich: "Es war morgens um sechs, kurz nach Dienstbeginn. Wir hörten nur einen lauten Knall und sind nach draußen gerannt. Erst als wir näher an die Fahrbahn getreten sind, sahen wir im Einfahrtsbereich der Rastanlage eine Art Gigaliner. Eine Zugmaschine hatte sich völlig in den Auflieger eines luxemburgischen LKW gebohrt. Von der Kabine war nichts mehr zu erkennen."

Fast 20 Meter verschob der Fahrer den geparkten LKW beim Aufprall nach vorne. Doch der polnische Trucker hatte Glück im Unglück. "Gott sei Dank hatte der LKW, auf den der Pole geprallt war, nur weichen Industriekäse geladen. So hat die nachgebende Masse ihn noch geschützt. Wenn er aber auf Steine oder Stahl getroffen wäre, hätte das mit Sicherheit den Tod des LKW-Fahrers bedeutet", erklärt Claus Röhrbein von der Feuerwehr Garbsen.

Für den unabhängigen Rastanlagen-Planer Frank M. Schmid ist der Unfall in Garbsen das Resultat von Planungsfehlern in der Vergangenheit: "Vorne gibt es die Tankstelle, hinten die Parkplätze. Die Fahrer wissen genau, dass wenn sie bis hinten durch fahren und nichts finden, keine Chance mehr haben, zurückzukommen. Deshalb halten sie im Einfahrtsbereich."

Für die Sprecherin des ADAC Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Christine Rettig ist der Unfall in Garbsen-Nord keine Überraschung: "Bisher istes einfach nur Glück, dass noch nicht mehr passiert ist. Die Fahrer wissen nicht, wo sie hin sollen und parken deshalb nicht mehr sicher. Mit dem wieder gestiegenen LKW-Verkehr wird sich die Situation aber weiter verschärfen. Und in sofern können Unfälle wie an der Rastanlage Garbsen auch überall passieren."

Auch die Polizei kann nur schwer gegen die Falschparker vorgehen. "Wir können sie auch nicht wegschicken, weil sie nämlich genau in dem Moment ihre Ruhezeiten ableisten müssen. Und wenn sie dann wieder auf der Piste sind, dann sind sie übermüdet, unkonzentriert und bilden eine weitere Gefahr", erklärt der Leiter der Autobahnpolizei Hannover Knut Hallmann.

Der Bau weiterer LKW-Parkplätze soll die Lage an der A2, die aufgrund ihres Schwerlastanteils von 30 Prozent inzwischen "Warschauer Allee" genannt wird, nun entschärfen. Doch Frank M. Schmid ist skeptisch: "Bei etwa 30.000 Lastwagen am Tag ist das aus momentaner Sicht natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein."


 

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